Nutznießer oder Opfer? Praktiker debattieren über digitale Arbeitswelt

Sollten Maschinen den Menschen bei der Arbeit ersetzen? Machen smarte Systeme das Arbeiten einfacher oder die Arbeitenden einsam? Mehr als 50 Teilnehmer, allesamt interessierte Praktiker, tauschten sich jetzt im Rahmen einer interaktiven Debatte über Chancen und Risiken im digitalen Zeitalter aus. Zu der Veranstaltung hatten das Leibniz-Institut für Arbeitsforschung an der TU Dortmund (IfADo), die Sozialforschungsstelle und das Fraunhofer IML unter dem Dach des Leistungszentrums Logistik und IT und des Innovationslabors Hybride Dienstleistungen in der Logistik eingeladen. »Wir sind die Nutznießer der Digitalisierung und nicht die Opfer. Digitalisierung erlaubt, dass wir uns als Individuen intellektuell und sozial weiterentwickeln können«, so beschrieb dabei Dr. Gerhard Rinkenauer, IfADo-Forscher und Leiter des Research-Clans »Kognitive Ergonomie« des Leistungszentrums, seine Vision von der Arbeitswelt der Zukunft.

Das IfADo ist eine von vier wissenschaftlichen Institutionen, die im Leistungszentrums Logistik und IT eine nationale Infrastruktur und ein offenes Innovationsökosystem in der Logistik aufbauen. Mit der Beteiligung am Research Clan »Kognitive Ergonomie«, einem von zehn interdisziplinär besetzten Forschergruppen des Leistungszentrums, zeichnet das IfADo für die Entwicklung von Gestaltungskriterien für Systeme in der Intralogistik verantwortlich und zeigt auf der Basis wissenschaftlicher Mess- und Bewertungsverfahren neue Möglichkeiten zur physischen und mentalen Belastungsoptimierung bei der Arbeit auf. Die Veranstaltung im Anwendungszentrum des Innovationslabors am Fraunhofer IML bot den Teilnehmern damit auch Gelegenheit, sich über den neusten Stand der aktuellen Forschung zu informieren.

Kontroverse Diskussion in Unterhausdebatte

Im Vordergrund des innovativen Veranstaltungsformats, einer sogenannten Unterhausdebatte, stand aber der Austausch über acht Thesen zur Digitalisierung der Arbeitswelt, darunter zur technologischen Arbeitslosigkeit, zu Big Data und Datenschutz sowie zur digitalen Bildung. Wie im britischen Unterhaus zeigten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ihren Standpunkt durch die Wahl des Sitzplatzes. Die Stühle auf der einen Seite signalisierten »Ich stimme zu«, die andere Seite zeigte an »Ich sehe das anders«. Im Mittelpunkt des innovativen Formats standen die persönlichen Einstellungen und Meinungen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer.

Sehr kontrovers fielen die Meinungen zur These aus, ob Maschinen Menschen bei allen monotonen und anstrengenden Arbeiten ersetzen sollten. Während die eine Hälfte der Teilnehmenden der These zustimmte, lehnt es die andere Hälfte ab, dass Maschinen die Arbeit von Menschen übernehmen. Einig war sich die Mehrheit der Teilnehmer hingegen, dass es gut ist, wenn moderne Systeme bei der Arbeit Vitaldaten über uns sammeln, um uns so vor möglichen Belastungen zu warnen. Dennoch sprachen sich zwei Drittel der Teilnehmenden gegen die These aus, dass auf der Arbeit Gesundheitsdaten von uns erfasst werden sollten, u. a. weil die Missbrauchsgefahr höher sei als der Nutzen. Die Frage, ob die Wissenschaft auch zukünftig weiter versuchen sollten, noch schlauere KI-Systeme zu entwickeln, bejahte die überwiegende Mehrheit der Teilnehmenden.

Hier finden Sie einen ausführlichen Blick auf die Veranstaltung sowie das Meinungsbild der Teilnehmer zu allen zur Diskussion gestellten Thesen.

Foto: ®IfADo